400.000 Menschen bei der Münchner CSD-PolitParade
Neuer Rekord auf neuer Strecke mit Isarquerung
Unter dem Motto LESS ME, MORE WE fordert die Münchner LGBTIQ*-Community mehr Solidarität mit- und untereinander, insbesondere mit der Ukraine und kämpft für einen Aktionsplan zur Gleichstellung queerer Menschen in Bayern
München, 17. Juli 2022 – Irgendwie hatten es die Veranstalter*innen geahnt. 140 Gruppen hatten sich für die PolitParade im Vorfeld angemeldet und alle wussten: Mitlaufen, zuschauen und vorbeikommen würden nach zwei Jahren Pandemiepause sicher mehr Menschen als vor Corona. 2019 zählten Polizei und Veranstalter*innen insgesamt 155.000 Besucher*innen - 2022 waren es nun 400.000, darunter die 27.000 Teilnehmer*innen der Parade! Thomas Niederbühl, langjähriger politischer Sprecher des CSD und Stadtrat Rosa Liste, sagte: "Ich glaube, das war die längste und größte CSD-Parade, die ich je gesehen habe."
Vom Mariahilfplatz in der Au bis zum Marienplatz in der Altstadt zog sich der Menschentross knapp drei Stunden lang über die vier Kilometer lange Strecke. Vorneweg: Oberbürgermeister Dieter Reiter. Er lief im Ukraine-Block hinter dem Banner mit dem diesjährigen CSD-Motto LESS ME, MORE WE. Münchens Oberbürgermeister, der auch Schirmherr des CSD ist, war, wie er später auch auf der Bühne am Marienplatz bei der Eröffnung des Straßenfests betonte, sehr daran gelegen, Solidarität mit der Ukraine und der Community zu zeigen. "Wir stehen mit unseren ukrainischen Freunden in einer Reihe, wenn es um Weltoffenheit und Toleranz geht. Das ist in Kriegszeiten noch wichtiger", sagte Reiter im Interview mit dem Team vom CSD-LiveStream
Ein Krieg gegen unsere Werte
Solidarität mit der Ukraine war denn auch Thema der politischen Zwischenkundgebung, die der CSD-Medienpartner egoFM während der Parade über seinen Sender auf allen Wagen und im Radio in ganz Süddeutschland übertrug. Auch das ein Novum. Lydia Dietrich, ehemalige Stadträtin und LGBTIQ*-Aktivistin der ersten Stunde, sagte darin: "Dieser Krieg ist ein Krieg gegen die Freiheit, gegen Menschenrechte, gegen die Selbstbestimmung und Autonomie, gegen individuelle Rechte, auch gegen das Recht auf sexuelle Identität."
Das diesjährige CSD-Motto LESS ME, MORE WE galt aber auch - und vor allem - der Solidarität mit der LGBTIQ*-Community in Deutschland. Es geht um gleiche Rechte und Akzeptanz für Lesben, Schwule, Bisexuelle, trans*, inter* und queere Menschen, die in vielen Bereichen bis heute nicht erreicht ist, wie die politischen Forderungen des CSD München zeigen: Es fehlt unter anderem an einem umfassenden Diskriminierungsschutz, einem zeitgemäßen Abstammungsrecht und Selbstbestimmungsgesetz.
Ausgrenzung und Gewalt, die LGBTIQ* bis heute erleben, machen LGBTIQ*-Aktionspläne für Gleichstellung nötig, die es bereits in allen Bundesländern gibt, nicht aber in Bayern. Auch das waren Themen des diesjährigen CSD, die sich im Programm der Haupt- und Kulturbühne in der Altstadt und dem Straßenfest überall wiederfanden, wo sich die Münchner Community an den etwa 70 Infoständen dem Publikum präsentierte.
Der Münchner CSD ist zurück
Und er ist größer denn je, sagt CSD-Geschäftsführer Alexander Kluge. "Nach zwei Jahren Corona-Pause konnten wir endlich wieder auf der Straße demonstrieren und feiern. Die Sehnsucht danach war groß."
Am heutigen Sonntag, 17. Juli, geht das Straßenfest noch bis in die Abendstunden weiter mit einem vielfältigen Programm auf der Hauptbühne, unter anderem mit dem PumpsRace und der Band Glasperlenspiel, Talks und Live-Acts auf der Kulturbühne und der PartyArea am Rindermarkt.
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