PrideWeeks 14.-29. Juni '25

Grantige Gesellschaft

05/2025 > Von Vicky Voyage für den PrideGuide 2025

Jeden Tag wird gegrantelt: Anzeigenhauptmeister verfolgen aufmerksam falschparkende Autos, Cis-Frauen kämpfen feministisch gegen patriarchale Strukturen und gleichzeitig unfeministisch gegen Transfrauen, Fleischfressende und Säufer:innen verunglimpfen Sojasteaks und alkoholfreies Bier bei jedem Grillfest an der Isar, Konservative verteufeln bei jeder Gelegenheit die „allgegenwärtige Wokeness“.

Und wofür diese ganze Grantlerei? Den Übellaunigen geht es danach nicht besser, den Angegrantelten ist der Tag vermiest. Eine lose-lose Situation, weil es uns an einem milderen Miteinander mangelt. Zu oft sehen wir nur das, was uns trennt – Normen, Hautfarbe, Herkunft, Sexualität, Geschmäcker – und übersehen, wie viel wir voneinander lernen können. So ging es wahrscheinlich auch den Gegner:innen meiner Draglesung. Auch jüngst habe ich Grantler wieder live erlebt: Bei einer Travestieshow waren es schwule, ältere weiße Männer, die als Teil einer Minderheit mit Mysogonie, Transfeindlichkeit und Rassismus auf andere Gruppen nach unten traten. Das hat mir wieder mal klar gemacht, wie sehr wir alle noch an unseren eigenen Vorurteilen arbeiten müssen, auch innerhalb unserer Community.

Akzeptanz beginnt bei uns selbst! Es ist einfach, mit dem Finger auf andere zu zeigen. Aber wahre Veränderung beginnt bei uns, in den kleinen Momenten des Respekts und der Offenheit. Denken wir an die Stonewall-Aufstände – ein Moment, in dem Menschen gemeinsam, mit allen Buchstaben des Regenbogens, Seite an Seite für ihre Rechte und ihren Platz in der Gesellschaft kämpften. Dieser Mut ist es, den wir auch heute brauchen: Uns selbst und andere zu respektieren, egal wie unterschiedlich wir sind, aufeinander zuzugehen und uns selbst den Spiegel vorzuhalten, damit wir langfristig unser eigenes Glück finden.

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Lest Vickys Beitrag auch gedruckt im PrideGuide 2025, Foto: Shell Eide

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