PrideWeeks 13.-28. Juni '26

Ein neuer Spitzenkandidat der Rosa Liste für alle

10/2025 > Vom Team PrideGuide

Rosa tut ALLEN gut!

Am 8. März 2026 kämpft die Rosa Liste um den Wiedereinzug in den Münchner Stadtrat. Mit Bernd Müller hat die queere Wähler*innen-Initiative in der Nachfolge von Thomas Niederbühl ein neues Gesicht ans ihrer Spitze, das in der Community aber bestens bekannt ist.  

Instagram: @berndmueller_rosaliste

PrideGuide: Bernd, was bedeutet es für dich, neuer Spitzenkandidat der Rosa Liste zu sein?
Bernd: Zum einen ist es mir eine Freude und eine Ehre, die Nachfolge von Thomas Niederbühl anzutreten. Zum anderen ist es eine große Aufgabe, denn die Zeiten, in denen wir uns befinden, sind vor allem durch rechte Strömungen und knappe Haushaltsmittel herausfordernd. Ich habe aber große Lust, mich für die Community einzusetzen, in der ich seit 36 Jahren zuhause bin. Und nicht zuletzt deshalb möchte ich dieses Zuhause lebenswert erhalten, weiter ausbauen und alle einladen, ein Teil davon zu sein.

PrideGuide: Wie fühlt es sich an, in die Fußstapfen eines Thomas Niederbühl zu treten?
Bernd: So denke ich nicht. Thomas war 30 Jahre im Stadtrat und hat dort für die Rosa Liste unglaublich viel erreicht. Was in den letzten Jahrzehnten in München für LGBTIQ* passiert ist, ist beeindruckend – aber auch einer Zeit geschuldet, in der es noch wenig Angebote gab und man eine Menge in Gang bringen konnte. Heute ist in München vieles geschafft und die Ausgangslage eine andere. Daher sollten Thomas´ Fußstapfen in Gold gegossen werden – ich aber muss versuchen, eigene zu hinterlassen.

PrideGuide: Auf Thomas Niederbühl folgt also der nächste cis-schwule, weiße Mann.
Bernd Müller: Ich hätte mir sehr gut vorstellen können, dass 2026 eine junge, diverse Generation das Zepter übernimmt. Doch wir haben schlicht (noch) nicht die passenden Menschen, die sich dafür zur Verfügung stellen. Doch Rosa Liste hat auch Jüngeren viel zu bieten und ich bin sicher, dass es uns langfristig gelingt, so attraktiv für jüngere Wähler*innen zu sein, dass auch sie Ämter übernehmen möchten. Der Generationenwechsel wird kommen – 2026 ist es dafür wohl noch zu früh.

PrideGuide: Als Szene-Journalist, Aktivist und Community-Kenner bist du in der Community bekannt, als Politiker bislang nicht.
Bernd Müller: Richtig, ich habe zwar die Rosa Liste 1989 mit gegründet, da ich aber beruflich die meiste Zeit journalistisch tätig war, nahm ich lange Zeit die Rolle des Beobachters ein – was übrigens auch politisch seine Vorteile hat, denn ich habe gelernt zuzuhören, beide Seiten der berühmten Medaille zu sehen und zu verstehen.

PrideGuide: Und warum jetzt?
Bernd Müller: Jetzt ist eine Zeit gekommen, in der wir alle um das kämpfen müssen, was wir in den letzten Jahrzehnten erreicht haben. Ich bin in der Szene bekannt, gut vernetzt und wie gesagt: zuhause. Da fühle mich in der Pflicht, die Stadt für LGBTIQ* lebenswert zu erhalten. Die Vorstellung, Rosa Liste könnte 2026 den Einzug in den Stadtrat verpassen, ist für mich in jeder Hinsicht eine Horrorvorstellung. Das darf nicht passieren und motiviert mich ungemein, politisch aktiv zu werden – für Rosa Liste, vor allem aber für unsere Community.

PrideGuide: Wie möchtest du sicherstellen, dass es am 8. März 2026 wieder für einen Sitz im Stadtrat reicht?
Bernd Müller: Zum einen müssen wir der Community klar machen, dass wir Zusammenhalt und Solidarität brauchen, soll München eine attraktive Stadt für uns bleiben. Gerade jetzt, wo rechte Sprüche und Gewalt gegen Queers salonfähig werden, darf sich niemand zurückziehen. Ich wünsche mir, dass die Menschen einen Angriff auf einen Buchstaben von LGBTIQ* als Angriff auf uns alle begreifen und dass wir ein Bewusstsein dafür entwickeln, eine echte Gemeinschaft mit gemeinsamen Zielen zu sein. Andererseits müssen wir auch die heterosexuelle Mehrheitsgesellschaft für uns gewinnen. Diese Hunderttausende, die beim CSD am Straßenrand stehen und die Regenbogenfahne schwingen, mit uns feiern und demonstrieren. Deren Sympathien sollten wir in Stimmen für Rosa Liste ummünzen und allen klar machen: Eine Gesellschaft, in der Community-Qualitäten eine größere Rolle spielen, wird offener, toleranter und solidarischer, wird im besten Fall von einer Gesellschaft zur Gemeinschaft. Oder anders: Mehr rosa tut ALLEN gut!

PrideGuide: Nun gibt es in anderen Parteien eine ganze Reihe offen queerer Kandidat*innen, die sich auch für die Community engagieren – warum braucht es Rosa Liste?
Bernd Müller: Das ist ein ganz wichtiger Punkt. In unserer Wähler*innen-Initiative ist man schlagkräftiger als mit der x-ten queeren Person innerhalb einer anderen Partei. Denn als Rosa Liste kann man sich nicht nur inhaltlich stärker auf LGBTIQ*-Themen konzentrieren, sondern hat zudem weitere Möglichkeiten wie beispielsweise Antragsrechte oder die Mitarbeit in Ausschüssen. Diesen Bonus darf sich die Münchner Community nicht aus der Hand nehmen lassen.

PrideGuide: Mit welchen Inhalten ziehst du in den Rosa Liste Wahlkampf?
Bernd Müller: München hat vieles, was sich andere Kommunen wünschen. Damit das so bleibt, ist eine der wichtigsten Aufgaben, das Erreichte zu bewahren und nach Möglichkeit den Bedarfen anzupassen und auszubauen. Konkrete Wünsche sind z.B. das Zentrum für trans*, inter* und nicht-binäre Personen, mehr Räume für geschütztes Wohnen, Maßnahmen im Kampf gegen Gewalt und Hate Speech, der Aufbau eines Sicherheits-Netzwerks für queere Einrichtungen, politische Maßnahmen gegen die LGBTIQ*-Feindlichkeit, Unterstützung queerer Geflüchteter, Förderung von Präventions- und Gesundheitsangeboten oder die stärkere Berücksichtigung mehrfach diskriminierter Menschen. Man sieht: Die Themen werden nicht ausgehen und das Engagement für Queers wird weiterhin nötig sein – ich hoffe, dass mich dabei viele unterstützen.

Danke Bernd und viel Erfolg!